28. bis 30.6.17 Samarkand bis Denov, 368km und 3500hm
Usbekistan – Land und Leute
So glänzend und aufgeräumt die Städte Tashkent und Samarkand sind, so total anders ist es, wenn man rund 50km südlich ist und in Richtung Afghanistan fährt. Nein, ich fahre nicht dorthin, nur in diese Richtung ;). Es wird allgemein sehr ländlich und die Leute arbeiten überall auf den Feldern. Auch grüssen sie einem die ganze Zeit, was ja super freundlich ist. Vor allem aber das Gehupe der Autos kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. So nach dem Motto, ohhh ein Tourist, da muss ich schon von ganz weit hinten (oder vorne) so fest hupen wie ich nur kann! Na ja, mit dem muss ich wohl leben und ab und zu hält sogar einer an, will Fotos machen oder schenkt mir aber ne Flasche Wasser oder was zu essen. Das ist dann natürlich wiederum super nett. Ansonsten ist es einfach sehr, sehr heiss und die Temperaturen knacken jeden Tag die 40 Grad Marke. Die Leute sagen, dass sei halt so und soll froh sein, bin ich nicht im August hier, da geht’s manchmal noch 10 Grad höher!!! So heisst es halt, bei jeder Gelegenheit Wasser tanken und dazwischen auch mal ne Cola für den Zuckerhaushalt. So gehen locker 8 bis 10 Liter Flüssigkeit in mich hinein und mindestens nochmals das gleiche Schütte ich über mich drüber, bzw. leg mich irgendwo in einen Bach oder unter einen Wasserhahn. Das schlimme ist, einmal bin ich in einen Fluss baden mit ein paar Kids in voller Montur, danach raus, 5 Minuten mit denen geredet und schon weiss man gar nicht mehr, ob man jetzt im Wasser war oder das nur geträumt hat. Echt krass heiss. Die Landschaft ist hier sehr schön und wechselt sich auch ab. Einmal mehr Felder mit Melonen und anderem Gemüsezeugs, dann geht’s in die Berge und dort gibt es ganz schöne Farben und Formen. Zwei Nächte habe ich nun bei privaten Usbeken übernachtet. Den ersten Abend habe ich es super erwischt. Einfach mal bei einer „Türe“ angeklopft und schon 2 Minuten später war ich in einem Raum, mir wurde essen aufgetischt und die ganze Familie kam um mich zu beobachten. Das waren ziemlich viele! So um die 20 Personen, welche alle irgendwie zur Verwandtschaft gehören, von der 91 Jahre alten „Mama“ bis zum 2 Monate alten Baby. Man darf sich das aber jetzt nicht so wie ein Haus bei uns vorstellen. Alles ist ganz, ganz einfach. Es gibt Strom - kein Internet, aber kein fliessend Wasser. Die Dusche steht im Hof und ist einfach ein Bretterverschlag und eine alte Plastiktonne auf dem „Dach“. Daneben die Toilette, natürlich trocken und nicht mehr als einfach ein Loch im Boden und rundherum mit Lehm eine Mauer hochgezogen. Geschlafen wird wegen der Hitze einfach überall im Garten, vor dem Haus oder wo es halt grad Platz hat. Einfach eine dünne Art Matratze auf den Boden und schon ist das Schlafzimmer fertig. Wunderschön, ohne ein störendes Licht, nach oben zu schauen und einfach abertausende Sterne zu sehen. Es ist auch sehr einfach, wann man schlafen geht oder aufsteht. Wenn es dunkel wird, geht man schlafen und so ab 5:30 – 6:00 Uhr weckt einem die Sonne und schnell mal wird es um die 25 Grad warm und man geht der Arbeit nach. So hatte ich nen super Abend bei der Familie, wir haben viel über die Schweiz und Usbekistan „geredet“. Die Kommunikation fand auch russisch und mit Hand und Fuss statt. Aber lief gar nicht so schlecht ;).
Den zweiten Abend habe ich wiederum bei einer Familie verbracht. Diesmal verlief aber alles ohne gross was zusammen zu machen. Der Mann wollte zuerst nicht so richtig, aber hat sich dann doch entschieden, dass ich da bleiben kann. Ich war allerdings nie im Haus, sondern so in einem Nebengebäude. Alles ganz ok und ich hatte meine Ruhe. Der Mann war super interessiert an all meinen Sachen am Fahrrad und er wollte mir meine Pumpe und eine Lampe abkaufen. Ich habe ihm dann erklärt, dass die nicht gehe, ich habe ja nicht zwei Pumpen/Lampen mit. Dies hat er dann begriffen. Allgemein war er aber sehr komisch und wollte von allem den Preis wissen, wie viel er verdienen kann in der Schweiz und so weiter. Dies sind immer super schwierige Fragen und die können nicht verstehen, warum wir so viel Geld verdienen. Hier in Usbekistan verdienen die hier auf dem Land rund 100 bis 150 Dollar im Monat. Da kann ich ja auch noch sagen, in der Schweiz verdienen wir 2000 Dollar, haben die bereits das Gefühl, dass sei doch unmöglich. Na ja, da wird es dann schwierig ohne dementsprechende Kommunikation...ich war trotzdem froh um die Bleibe und habe gut geschlafen.
Heute ging es bereits um 6:20 Uhr weiter, allerdings habe diese Zeit bei dem ersten halt wieder „verloren“. Eigentlich wollte ich nur Wasser kaufen und zum Schluss gab es Frühstück und ein Gespräch mit dem Sohn, welcher ein wenig englisch konnte. Ein Lamm wurde gerade geschlachtet und ich konnte mit anschauen, wie dies gerade in einer Art Tonofen eingelegt wurde und dort nun samtig weich werden soll. Daneben im Topf die Eigeweide, Füsse und der Kopf, was wahrscheinlich eine gute Suppe werden soll. Ä GÜÖTÄ. Gegen 16:00 Uhr bin ich hier an der Grenzstadt angekommen, wo ich für 10 Dollar übernachten werde. Oh super schön, wieder einmal eine richtige Dusche und ein Zimmer für sich allein. Gleich gibt es noch essen und dann ab ins Bett, damit ich morgen rechtzeitig an der Grenze bin um nach Tajikistan einzureisen.
27.6.17 Samarkand 0km
Heute gab es einen ruhigen Tag in Samarkand. Mitten auf der Seidenstrasse angekommen, kann man sich ein wenig vorstellen, was wohl vor tausenden Jahren hier so los war. Die unglaublichen Gebäude in der Stadt lassen dies erahnen. Allerdings bereitet sich Usbekistan gerade auf sehr viele Touristen vor. 2020 soll es Visafrei werden und überall sind sie am bauen und renovieren. Eigentlich ein wenig schade, da dies den Charme der Stadt schon ziemlich mindert. Der Markt, die Strassen rund um die Sehenswürdigkeiten sehen aus wie irgendwo in Paris oder Berlin. Also pikfein, super sauber und ohne den Charme, welchen man noch in Osch, Bischkek oder im Iran findet. Na ja, ist wohl der Lauf der Zeit und ist ihnen ja auch nicht anzukreiden, dem Westen nachzueifern.
25./26.6.17 Tashkent und Samarkand, 10km
Es gab noch einen Tag in Tashkent um ein paar Tourisachen abzuklappern. Aber eigentlich habe ich nicht viel gemacht, mich vor allem mit anderen Reisenden unterhalten und gefaulenzt. Auf dem Markt habe ich das Öl abgeholt und der Verkäufer, ein junger Usbeke, welcher Fahrräder liebt und selber auch Downhillrennen fährt, war super nett. Leider konnten wir uns nur sehr rudimentär unterhalten. Am Abend stand auf einmal ein Auto mit ZH Nummernschild vor dem Hostel. Aber nicht irgendein Offroad/Jeep/Adventure Mobil, nein ein Tesla! Dieser war natürlich die Attraktion und die zwei sehr sympatischen Deutsch/Zürcher Magda und Benedikt hatten viel zu erzählen von ihrer Reise. So entstand ein gutes Gespräch und es war spannend zuzuhören.
Ja und dann war wieder mal Zugfahren angesagt. Die Strecke Tashkent Samarkand habe ich nochmals mit diesem spanischen Superzug bewältigt. Da leider die Nahe Grenze von Samarkand nach Tajikistan (Duschanbe) geschlossen ist für Ausländer, muss ich nun einen groooossen Umweg machen und es reicht zeitlich nicht, alles zu fahren. So habe ich diese Option gewählt und sitze nun wieder in diesem Zug und fahre Richtung Samarkand. Dort ist nochmals heute und morgen Touriprogramm angesagt und dann geht’s weiter mit dem Velo in Richtung Pamir! Es ist hier übrigens so, dass man Hotels immer in Devisen zahlen muss, also meist Dollar oder auch Euro. Der Zug ist super billig. Ich bezahle für die 2 Stunden Strecke jetzt 55`000 Usbek Som, was ungefähr 13 Franken entspricht, bzw. mit Schwarzmarktkurs so 6 Franken. In Samarkand angekommen bin ich so 15 Minuten mit dem Fahrrad zum Hostel gefahren. Dieses liegt super zentral, ist sehr ruhig und ein gemütlicher Platz. Mit zwei Franzosen und einer deutschen war ich den Nachmittag und Abend ein wenig in der Stadt. Diese hat wieder sehr viel zu bieten und wunderschöne Plätze und Moscheen sind zu besichtigen. Morgen gibt es auch nochmals ne Runde Besichtigung und dann geht’s definitiv wieder mit dem Fahrrad weiter. Ist auch langsam Zeit...
24.6.17 Tashkent 0km
Es gab nach einer guten Nacht im Bett einen gemütlichen Tag in der City mit Flo, welcher aus Deutschland kurz zu Besuch ist in Zentralasien und davor auch schon mit dem Velo in der Welt rumgefahren ist. Zuerst gab es Mittagessen im „Plov Center“, welche jeden Tag um die 6 Tonnen dieses Menüs zubereiten. War ziemlich lecker und auch ne riesige Portion. Dann ging es weiter zum Hotel Usbekistan, einem richtigen Sowjetbunker von Hotel. Auf dem Bazar von Tashkent sind wir noch ein wenig rumgelaufen und ich habe sogar Öl für meine hydraulischen Bremsen gefunden, bzw. kann dieses morgen abholen. Somit hat es sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Die Strecken sind wir grossteils mit der Metro gefahren. Die Haltestellen sind wunderschön dekoriert, mit Marmor und richtigen Kronleuchtern und Kuppeln. Fotos sind aber streng verboten, da alle zugleich auch noch Bunker sind, was man auch an den riesigen Stahltüren immer wieder mal erkennen kann. Aber die Metro ist definitiv sehenswert!
23.6.17 Andijan, bzw. Tashkent, 53km und 81hm
Ein neues Land! Usbekistan ich komme, war heute mein Motto. Bis zur Grenze waren es nur rund 10km und dann gab es wieder mal ein längeres warten, Pass zeigen, Stempel holen, Fahrrad holen, Gepäck röntgen, Stempel holen, Fragen beantworten und dabei immer beobachtet von zahlreichen Einheimischen, welche alle einmal den Pass sehen wollen und die Hupe des Fahrrades drücken. Na ja, das einzig positive ist, ich bin in Usbekistan und habe eigentlich gar keine Zeit verloren. 09:00 Uhr war ich beim Zoll und ca. genau um 09.00 Uhr konnte ich in Usbekistan einreisen. Wie das?!? Usbekistan ist eine Stunde hinter den Kirgisen und so habe ich diese Stunde neutralisiert. Es ging weiter nach Adijan, die erste grössere Stadt. Gleich ist mir aufgefallen, dass die Strassen grösstenteils sehr gut sind und auch die Häuser sahen ziemlich modern aus. Da es mir Visatechnisch nicht möglich ist, die ganze Strecke hier in Usbekistan zu fahren, habe ich mich entschlossen, heute den Zug nach Tashkent, also in die Hauptstadt, zu nehmen. Dies dauert rund 6 Stunden und kostet mich so ca. 13 Euro inklusive Velo. Da kann man nicht meckern. Vorhin wurde ich noch von 2 Usbeken zum essen eingeladen und allgemein sind die Leute super nett, so mein erster Eindruck. Millionär bin ich auch schon fast wieder. Laut offiziellem Wechselkurs ist 100 Euro rund 440`000 Usbek Som. Auf dem Schwarzmarkt, welcher sich in aller Öffentlichkeit abspielt, bekam ich für 100 Euro 800`000 Som! Habe dann gelesen, dass dies so normal sei. Da die grösste Note eine 5000 Som Note ist, habe ich jetzt also ein ganz schönes Bündel Geld, genauer gesagt rund 160 Noten. Im Moment sitze ich im Zug, welcher topmodern ist, Klimaanlage, USB Anschluss, super bequeme Ledersessel und düse nach Tashkent, wo ich dann endlich auch meinen zweiten Pass mit dem China Visa in Empfang nehmen kann. Morgen werde ich mir sicher Tashkent anschauen und danach gibt es wahrscheinlich noch ein paar heisse Fahrradtage bis nach Samarkand.
So, nach der Zugfahrt gut angekommen und das Hostel auch schnell gefunden. Jetzt bisschen ausspannen und dann ab ins Bett.