6.6.19, Ax les Thermes
Ich bin in Frankreich angekommen, meinem 37. Reiseland. Bis hierhin war es aber nochmals ein hartes Stück Arbeit. Ich habe mich entschieden noch Andorra zu besuchen, dieses kleine Land zwischen Frankreich und Spanien und mitten in den Bergen der Pyrenäen. So ging es für mich rund drei Tage nur hoch, von Meereshöhe bis zum höchsten Punkt in Andorra, dem 2408 Meter hohen Pass „Port d`Envalira“. Auf dem Weg dorthin ging es nochmals durchs wunderschöne Hinterland von Spanien, oder genauer gesagt Katalonien. Der erste Tag auf dem Tourenrad nach so langer Zeit auf dem Rennrad war natürlich beschwerlich. Allerdings wusste ich ja, was auf mich zukommen würde und ich habe mich auf die deutlich langsamere Durchschnittsgeschwindigkeit eingestellt. Den ersten Abend durfte ich bei „warmshower“ Juancarlos übernachten. Ein super netter Typ, der in einem kleinen Dorf wohnt, einem sehr alten Haus mit vielen Winkeln und Zimmern und von dort aus als Grafiker arbeitet. Danach ging es weiter immer auf kleinen Strassen und eben immer hinauf bis kurz vor der Grenze zu Andorra. Hier habe ich einen Campingplatz gefunden und mich dort installiert. Ich weiss nicht ob es am Wasser auf dem Camping lag, ob ich sonst irgendetwas falsches gegessen habe oder ich einfach nicht fit war. Am nächsten Tag ging es mir eher bescheiden und ich war gottenfroh, musste ich nur rund 35 KM bis zu meinem nächsten warmshower Juan und Betti fahren, welche mitten in Andorra in dem kleinen Dorf Ordino wohnen. Da ich bereits gegen mittag da war, die beiden (inklusive 2 Töchter) erst abends zuhause waren, habe ich ein wenig Zeit in Andorra la Vella verbracht, der Hauptstadt von Andorra. Hier habe ich mich noch ne gute Stunde in die Sonne gelegt und ein wenig geschlafen. Dann zogen Wolken auf und ich musste mich beeilen, dass ich nicht noch verregnet wurde. Das habe ich zum Glück geschafft, aber ich zitterte und mir war wirklich nicht gut. Zum Glück gab es in Ordino ein Tourist Büro und die waren super nett und ich konnte mein Fahrrad dort abstellen. Den gleich daneben gab es ein Schwimmbad mit Sauna und ich habe mich dann für ein paar Stunden dort hinbegeben, gefühlte Stunden warm geduscht und mich danach richtig warm angezogen. Später gab es dann einen weiteren tollen Abend mit der Familie, wir haben viel über das Reisen geredet, über die Schweiz und Andorra, die Berge und die Ähnlichkeiten der zwei Länder. Zum Glück ging es mir am morgen wieder besser und ich entschied mich, weiterzufahren. Für Juan und Betti wäre es auch ok gewesen, wenn ich noch ne Nacht dort verbracht hätte, super nett. So ging es dann hoch zum höchsten Pass Andorras und danach über die Grenze nach Frankreich. Komisch zu wissen, dass ich nun in einem Nachbarland der Schweiz bin, kommt mir irgendwie noch nicht so vor…
Nach über 2 Monaten mit 5500km und über 87`000 Höhenmetern ist es nun Zeit zurück auf mein Tourenvelo zu gehen. Danke an alle, welche ich hier getroffen habe und alles gute für eure Wettkämpfe.
28.5.2019, Cambrils Spain
Meine Zeit hier in Cambrils als Rennrad Guide für Eitzinger Sports geht langsam zu Ende. Seit dem 25. März bin ich nun hier im „Estival Eldorado“ und nun sind es nur noch drei Tage, welche ich mit Gästen durch die schöne Landschaft fahren kann. Ein paar hundert Gäste konnte ich die letzten Wochen begrüssen und meist eine Woche später wieder verabschieden. Viele starke Fahrer und Fahrerinnen waren dabei und auch ein paar, welche es ein wenig gemütlicher angingen. Alle waren aber motiviert, während ihren Ferien die Gegend mit dem Rennrad oder Mountainbike zu erkunden und Sport zu treiben. Während wir in den Spitzenzeiten rund um Ostern rund 150-170 Gäste hier hatten, ist es seit ein paar Wochen ein wenig gemütlicher. In dieser letzten Woche sind es nochmals rund 15 Gäste, welche in verschiedenen Stärkegruppen die Berge rund um Cambrils in Angriff nehmen. Neben den Ausfahrten war es für mich auch besonders schön, mit den Gästen am Abend zusammen zu essen, noch ein Bier zu trinken und all diese verschiedenen Menschen von jung bis alt, von sehr ambitionierten Sportlern bis zum reinen Genussfahrer, kennenzulernen. Jeden Donnerstag durfte ich am Abend einen rund 1 stündigen Vortrag über meine Reise präsentieren und die Reaktionen der Menschen waren immer durchwegs positiv. Viele Fragen durfte ich beantworten und selber durfte ich viele Geschichten von anderen hören, welche auch richtig grosse Reisen mit dem Fahrrad unternommen hatten und zum Teil die Orte, welche ich besuchte, auch gut kannten. Nun, nach rund 8 Wochen Hotelleben, grossem Buffet und immer einem Bett und warmer Dusche nach dem Sport, geht es für mich wieder ein wenig „einfacher“ weiter. Rund 5200 Km und über 80`000 Höhenmeter konnte ich die letzten Wochen hier fahren und bin nun gespannt, ob sich dies auf meine Reisegeschwindigkeit mit dem Tourenrad auswirkt. Nicht, dass ich unbedingt schneller Reisen möchte oder längere Tagesetappen vorhabe, es ist einfach die Neugier ob es sich auswirkt.
Am Samstag, 1. Juni, werden die letzten Gäste das Hotel verlassen und zurück in die Schweiz fahren oder fliegen. Ich darf noch eine Nacht im Hotel bleiben, bevor es dann am Sonntag, 2. Juni, definitiv auch für mich weitergeht. Wieder mit dem Tourenrad und nicht dem 8 Kilo Rennrad, wieder mit allem Gepäck inklusive Zelt und Schlafsack. Ich freue mich und bin froh, dass ich noch ein paar Monate vor mir habe. Ich hoffe, dass es keinen grossen Wetterumschwung mehr gibt und ich jetzt einem wunderschönen und warmen mitteleuropäischen Sommer entgegenfahren darf. Meine Reisepläne sehen so aus, dass ich nächste Woche nach Andorra fahre. Dort gibt es wahrscheinlich ein letztes Mal ein paar richtig hohe Pyrenäenpässe zu befahren, bevor es dann auf der anderen Seite hinunter in Richtung Frankreich (Toulouse) gehen wird. Von dort soll es nach Bordeaux und dann in Richtung Norden. Wie es dann genau weitergeht weiss ich noch nicht….Danke an alle, welche ich hier in Cambrils kennenlernen durfte und danke an Peter und Marco von Eitzinger Sports für die Möglichkeit, hier einen Zwischenstopp einzulegen. Es hat riesig Spass gemacht in den Hügeln von Cambrils!
27.4.19 Cambrils, Spain
Zwei weitere super schöne und sportliche Wochen gehen zu Ende. Es waren zwei sehr multisportive Wochen mit all den Gigathleten, welche sich für ihr grosses Saisonziel Ende Juni in der Schweiz vorbereiten. Gigathlon, das sind die fünf Disziplinen Rennvelo, Mountainbike, Inline, Laufen und schwimmen, welche die Sportler alleine, zu zweit oder zu fünft an zwei Tagen bewältigen. Selber konnte ich auch schon all die Varianten absolvieren und weiss, was es braucht, um am Tag X bereit zu sein. Das Programm der letzten zwei Wochen war sehr sportlich, mit viel Rennrad, aber auch laufen und schwimmen kam sicher nicht zu kurz. Daneben tägliche Inline Lektionen und einzelne haben sich auch noch auf das Bike geschwungen. Besonders hervorzuheben ist sicher der super Zusammenhalt während beiden Wochen. Alles verläuft sehr freundschaftlich und teamorientiert und trotzdem fehlt es nicht an sportlichem Ehrgeiz und Intensität. Man leidet zusammen, hilft und wartet aufeinander. Ein Glas Wein oder ein Bierchen gehört am Abend ebenso dazu wie gute Gespräche auf dem Fahrrad oder eben auch ein super intensives Intervall laufen oder schnelles Inline Training. Für mich persönlich war es auch super, wieder mal mehrere Sportarten auszuführen. Gelitten habe ich bei einem strengen Berglauf oder Rumpfstabilisation und es ging von einem Muskelkater zum nächsten. In solchen Momenten kommt dann auch das Wettkampffeeling wieder bei mir auf und ich würde mich am liebsten für das nächste Rennen anmelden. Ich weiss aber auch, wenn ich dann wieder auf dem Tourenvelo bin, ändert sich das Ganze sehr schnell und ich werde wieder in meinem momentanen Alltagsmodus sein, die Zeltnächte und die Natur geniessen, ohne auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit zu schauen oder mich bis zum Anschlag zu „quälen“. Ab morgen geht es wieder zurück auf das Rennvelo. Die Gigathleten fahren zurück in die Schweiz, zurück in ihren Alltag und bleiben mir sicher in bester Erinnerung. Ich werde mich im Sommer sicher informieren, wie die verschiedenen Leute den Wettkampf absolvieren und wünsche allen alles Gute.
18.4.19 Cambrils, Spanien
Lange habe ich mich nicht mehr gemeldet und ich will euch gerne kurz ein update meiner Reise geben. Bereits seit rund 3 Wochen bin ich nun stationär hier in Cambrils und geniesse das relativ einfache und doch luxuriöse Leben. Sehr schnell habe ich mich an die schönen Sachen wie ein Bett, warme Dusche und ein grosses Buffet gewöhnt. Auch mein Tourenvelo vermisse ich im Moment noch nicht. Ich bin jeden Tag auf dem Rennvelo und am joggen und es wird mir überhaupt nicht langweilig. Fast schon das Gegenteil ist der Fall. Seit gut einer Woche sind die Gigathleten hier im Trainingslager und somit ist Programm von morgens früh bis abends relativ spät. Als Teil des Leitungsteams gibt es immer genug zu organisieren, anzupassen und zu verbessern. Auch auf dem Fahrrad ist es nicht nur ein Velofahren, sondern ein mitdenken und oft auch vordenken, wo den jetzt genau die Strecke durchgeht, wo eine Pause nötig ist oder wie die Gruppe aufgeteilt wird. Kilometer kommen natürlich auch einige dazu, besonders wenn wir grosse Touren wie die letzten Tage machen. 182 km zum Beispiel sind immer lange Fahrradtage, aber es macht schon auch Spass und die Gäste freuen sich. So sind die letzten Wochen wieder über 2000 Km mehr auf meinen Tacho gelandet und irgendwann habe ich die 45`000 km Marke geknackt. Neben den Velofahrten und dem laufen sind die Gigathleten aber auch noch am schwimmen und Inlineskaten. Alles wird also dafür getan, dass die Athleten beim Wettkampf Anfang Juli dann auch wirklich parat sind.
Für mich immer ein Highlight der Woche ist ein kleiner Vortrag meiner Reise. Gerne erzähle ich den Gästen meine Geschichte und präsentiere Bilder und Videos der letzten rund 2 Jahre. Die Feedbacks sind immer sehr positiv und es entstehen gute Gespräche mit all diesen sportlichen Leuten hier. Es ist schon komisch, manchmal habe ich das Gefühl, meine Reise sei schon zu Ende. Alles erscheint so weit weg und wenn ich meinen Vortrag halte, kann ich manchmal selber nicht fassen, dass ich das alles erlebt habe und eigentlich ja immer noch mittendrin bin auf dieser Reise. So unglaublich schnell gewöhne ich mich wieder an den Luxus und das bisschen Schweiz hier in Spanien. Einzig der Gedanke, dass ich nach Cambrils sicher wieder ein paar Monate auf dem Fahrrad sein werde, muntert mich auf und ich weiss, dass ich diese letzten Monate vor der Heimkehr so intensiv wie möglich erleben möchte. Wieder nur ich und mein Fahrrad…
Im RADtouren Magazin ist ein erster grösserer Beitrag über meine Reise erschienen. Es geht um meine drei Monate in Australien. Falls ihr die ganze Story lesen wollt, zum nächsten Kiosk und ein Exemplar kaufen...
27.3.19 Cambrils, Hotel Playa Eldorado Festival, Spanien
Ich bin angekommen in Cambrils, meinem vorläufigen Zwischenziel und Standort für die nächsten rund 2 Monate. Die Tage bis hierhin waren noch einmal richtig schön. Die Landschaften und Dörfer gefallen mir super und die Menschen sind nett. Ich habe zwar nicht wirklich viel Kontakt mit den Einheimischen aber wenn ich mich irgendwo hinsetzte für einen Kaffee oder um etwas anzuschauen, so entstehen dann doch immer kurze Gespräche. Am 24.3 bin ich dann wieder zurück ans Meer gefahren und von dort war es nur noch eine Tagesetappe bis hierin. Es war komisch auf einmal auf Strassen zu fahren, welche ich bereits von früher kenne. Hier in Supermarket oder eine Tankstelle, die Schilder mit den Dorfnamen, Kreisverkehre oder spezielle Bauten. Alles kam mir bekannt vor und das Hotel habe ich sofort gefunden. Hier sind ca. 6-7 Personen aus der Schweiz, welche zurzeit alles aufbauen und bereit machen. Am Samstag kommen dann die ersten Gäste aus der Schweiz und das Hotel geht auf. Ich nutze die Zeit noch, um mich auf mein Rennvelo umzustellen und schon mal ein paar Routen abzufahren. Ich sollte ja dann fähig sein, den Gästen zu zeigen wo es durchgeht, ohne immer die Karte zu benutzen oder mich nur auf das GPS zu verlassen. Kommt aber schon gut und ich freue mich. Komisch ist es, seine Klamotten, welche mir meine Schwester gepackt hat, auf einmal wieder im Schrank hängen zu sehen. Irgendwie ist alles noch ein bisschen unwirklich, aber ich geniesse es. Ein Zimmer für mich, ein Schrank mit vielen Kleidern, essen gehen und so was wie ein zuhause. Ist doch auch mal schön.
12.3.19 Unterwegs Andalusien/Spanien
Noch ein bisschen was zu Andalusien. Ein weiteres Mal sitze ich in mitten von Olivenbäumen, habe gerade mein Zelt aufgebaut und geniesse die Sonne, die im Moment (18:15 Uhr) noch relativ hoch am Himmel steht. Eines der Sachen, die ich an Europa wieder sehr gut finde sind die langen Tage. Obwohl es noch weit weg ist von den richtig langen Tagen dauert es hier im Moment so bis 20:00 Uhr und dann wird es dunkel. In Asien, vor allem in der Nähe des Äquators wo ich ja die letzten Monate war, ist um 19:00 Uhr immer stockdunkel. Zudem ist es hier sehr einfach, Zeltplätze zu finden. Eigentlich in Spanien ja verboten wild zu zelten, aber hier kommt mir mein Fahrrad natürlich zur Hilfe und ich kann gut in die kleinen Strässchen fahren und mich z.B im Olivenhain verstecken. Während des Tages fahre ich hier meist auf ganz kleinen, aber trotzdem asphaltierten Strassen. Die Landschaft ist wunderschön und es gibt immer was zu entdecken. Die letzten Tage waren die verschneiten Berge der Sierra Nevada zu sehen und jetzt sind es vor allem Olivenbäume zu tausenden, welche sich an den Hängen erstrecken. Es geht zwar immer wieder rauf und runter hier aber die Steigungen sind sehr moderat und gut zu fahren, ohne gross zu schwitzen oder die kleinsten Gänge zu benutzen. Aber es kommt schon einiges an Höhenmetern zusammen. Schön sind natürlich auch immer die Dörfer durch welche ich vorbeifahre. Die älteren Männer sitzen meist auf dem Dorfplatz und diskutieren oder sind in der Kneippe. Speziell finde ich, dass schon morgens früh ziemlich getrunken wird. Wenn ich manchmal gegen 09:00 Uhr anhalte für einen feinen Kaffe, stehen auf den Nebentischen bereits Bier und auch immer wieder kleine Schnapsgläser. Viva Espania ;). Die Dörfer sind oft an die Berghänge gebaut, alle Fassaden sind immer weiss und in jedem Dorf das grösste Gebäude ist die Kirche, oder gleich mehrer von denen. Immer wieder sehe ich auch Ruinen von Schlössern oder Burgen und oft findet man dazu sogar einige Touristeninformationen oder auch Wanderwege, welche zu diesen Orten führen. Hier im Landesinneren gefällt es mir besser als noch an der Küste. Vor allem ist hier alles gemütlicher und es hat praktisch keine Touristen mit all ihren Caravans und Mini Campern. Wenn ich hier einen Supermercato oder eine Bar (Restaurant) betrete, drehen sich alle um und schauen, was den das für einer ist. Englisch spricht niemand und sie quatschen einfach auf Spanisch drauflos. Auch wenn ich noch ein paar Wörter verstehen würde aus einem Mix meiner Französisch und Italienisch Kenntnisse. Beim Tempo der Spanier keine Chance etwas zu verstehen, höchstens erraten. Aber das ist schon okay und ich bin bist jetzt noch nicht verdurstet oder verhungert. Nun gibt es nach drei Tagen im Zelt und ohne Dusche wieder mal ein Bett, eine Handwäsche und einen Tag ausspannen und ein paar kleine Annehmlichkeiten wie eine warme Dusche geniessen.
10.3.19, Granada
Bereits einen Monat ist es her seit ich Singapur verlassen habe. Die Zeit vergeht wie immer sehr schnell und bereits bin ich in Granada, am Fusse der Sierra Nevada angekommen. Nach nur einem Tag in Spanien ging es aber bereits für einen Tag in das nächste Land, nach Gibraltar. Gibraltar gehört zu England und es gibt auch einen richtigen Grenzübergang dorthin. Nur 30`000 Menschen leben in Gibraltar und es ist ein Mix zwischen Spanien und England. Das Highlight ist sicher der berühmte „Felsen von Gibraltar“ und der südlichste Punkt vom Festland Europas. Afrika ist nur 15 km entfernt und somit ist auch dessen Einfluss in der Küche und allgemein im Mix der Menschen erkennbar. Nach Gibraltar ging es immer der Küste entlang bis nach Jerez de la frontera. Eine dieser super schönen Städte hier in Andalusien. Mir gefallen die Dörfer und Städte sehr gut. Die Architektur, die kleinen Gassen und meist irgendwo eine grosse Kirche oder Ruinen von Schlössern und Burgen. Das essen ist auch toll und die Menschen nett. Einzig ist es noch ziemlich frisch früh am morgen. Während es am Tag schon gegen 20 Grad hat, sind die Temperaturen früh am morgen noch um den Gefrierpunkt. Besonders hier ein bisschen weg von der Küste in den höhergelegenen Orten. Granada ist auf rund 650 Meter und die letzten Tage war ich immer wieder mal so auf 1000 Meter und hatte dementsprechende Temperaturen. Granada ist auch wieder so eine tolle Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und guten Orten zum geniessen und ausspannen. Nach zwei Tagen in Granada geht es nun weiter Richtung Nordosten.
Ein paar Eindrücke meiner ersten Tage in Andalusien. Sehr, sehr schöne hier.
10.2 bis 27.2.2019, CMA CGM Vasco de Gama
Die Vasco de Gama, „mein“ Containerschiff ist mit einem Tag Verspätung am späten Nachmittag des 11.2.19 in Singapur ausgelaufen. Bis ich endlich mit all meinem Zeugs auf dem Schiff war, sollte aber ein wenig dauern. Ein Taxi holte mich bei Jonas und Andrea ab und es ging zum Hafen. Der Taxifahrer war voll im Stress und alles ging im viel zu langsam. Mir war es relativ egal und ich habe mich nicht stressen lassen. Beim streng kontrollierten Hafen wollten die mich zuerst mit dem Fahrrad nicht reinlassen. Das Rad konnte aber aus irgendwelchen Gründen auch nicht im Taxi bleiben. So bin ich mit dem Fahrrad durch die Sicherheitsschleuse, der Taxifahrer durch das Tor und auf der anderen Seite wurde mein Fahrrad wieder ins Taxi gestellt. Ich musste mir natürlich noch meinen Ausreisestempel holen und dann ging es kreuz und quer durch den Hafen, vorbei an riesigen Schiffen und Containern. Bei der Vasco de Gama, welche gerade von etlichen, riesigen Kränen beladen wurde, hielt der Fahrer, lud mich und meine Sachen aus und weg war er. Da stand ich jetzt also vor diesem unglaublichen Riesen. 400 Meter lang, 50 Meter breit und rund 15 Meter ging es bis zum 1. Stock hoch, dies die beeindruckenden Masse. Nach ein paar Fotos habe ich einen Teil meines Gepäcks gepackt und bin die steile und kleine Treppe, die Gangway, hochgelaufen. Oben wurde ich empfangen und es gab einen Funkspruch „Passenger on board“. Alles war sehr hektisch, viele Menschen am rumlaufen und über uns die Kräne mit den riesigen Containern. Richtig cool :). Die nächste Person nahm mich in Empfang, und zeigte mir sogleich meine Kajüte. Mit dem Fahrstuhl ging es dazu 6 Stockwerke hoch. Mein Fahrrad und restliches Gepäck kam ein paar Minuten später auch noch. Meine Kajüte entpuppte sich als sehr schönes Zimmer. Ein kleines Wohnzimmer mit Eckcouch und Bürotisch und getrennt davon ein grosses Doppelbett und das Bad. Alles in einem gemütlichen blau. Dazu noch drei Bullaugen, die typischen Schiffsfenster. An diesem ersten Abend bekam ich noch eine ganz kurze Führung zu den wichtigsten Orten und dann kümmerte sich niemand mehr um mich. Nächster Treffpunkt morgen früh zwischen sieben und acht Uhr Frühstück. Ich genoss den ersten Abend auf der „Terrasse“, welche genau vor meinem Zimmer ist, schaute dem ganzen Entlade und Lade Spektakel noch ein wenig zu und bald einmal ging es ins Bett. Das nächste grosse Highlight folgte am anderen Tag.
Das Schiff war bereit zum ablegen und ich auf der Brücke um dies zu beobachten. Schon echt beeindruckend dort oben in der Kommandozentrale in gut 60 Metern zu stehen, vor und hinter einem rund 18’000, ja achtzehntausend, Container und dann ganz langsam und für mich überraschend ruhig entfernt sich der Dampfer vom Pier und verlässt Singapur in Richtung Strasse von Malakka. Nach ein paar Tagen auf hoher See kam ein gewisser Alltag, welcher sich meist so abspielte. 07:30 Uhr Frühstück, danach gemütlich ein Kaffee auf der Terrasse. Die „Terrasse“ ist jeweils seitlich an dem Wohn und Kommandoteil angebracht und ist eigentlich ein openair Treppenhaus um von ganz unten bis ganz nach oben zu gelangen. Danach habe ich mich meist an meinen Laptop gesetzt und geschrieben, Fotos sortiert oder eine Präsentation meiner Reise vorbereitet. Internet gibt es theoretisch, ist aber, da über Satellit, sehr teuer. Deshalb habe ich auch die komplette Reise darauf verzichtet und wie ihr sehen oder lesen könnt, habe ich überlebt. Ein weiterer Fixpunkt für mich war täglich zweimal der Fitnessraum. Nichts spezielles, aber ein Fahrrad, ein Laufband und ein paar Gewichte. Genug also um sich ein wenig sportlich zu betätigen. Das war auch nötig, den der andere Fixpunkt auf dem Schiff ist essen. Frühstück, Mittag und Abendessen habe ich immer mit der höheren Mannschaft zusammen eingenommen. Die Offiziere inklusive Kapitän, wird hier als Master bezeichnet, waren alles Rumänen. Die restliche Crew bestand aus Philippinos und zwei Indern. Alles sehr angenehme Leute, meist recht ruhig und gelassen. Mein Lieblingsplatz auf dem Schiff war klar dir Brücke. Die beste Aussicht, viel Technik und viele Informationen rund um das Schiff und allgemein das Leben on board bekam ich hier von den Diensthabenden Offizieren. Da wir Richtung Westen reisten, ging es für uns zurück in der Zeit. Speziell ist aber, dass der Master entscheiden kann, wann die Uhr zurückgestellt wird. Wir halten uns nicht an die internationalen Zeitzonen. Bei uns hiess dass entweder jeden zweiten oder manchmal auch jeden Tag wird die Uhr von 01:00 Uhr in der Nacht zurück auf Mitternacht gestellt. Für mich hiess dies im Klartext, meist eine Stunde mehr Schlaf und meine Tage hatten fast immer 25 Stunden. Viel Zeit hatte ich auch zum lesen. Vor meiner Abreise hatte ich mir extra ein paar Bücher auf meinen e-Book reader geladen und einen grossen Teil davon auch gelesen. Ebenfalls hatte ich viele Podcast auf meinem Handy, welche ich vor allem während meiner Fitnesseinheiten benutzte.
Die Strecke meiner Reise klingt eventuell interessanter, als es in Wirklichkeit war. Durch die Strasse von Malakka ging es in den indischen Ozean und dann ca. 50 km südlich von Sri Lanka in Richtung Malediven. Von dort nach Ostafrika, genauer gesagt Somalia, Eritrea und den Sudan. Nun waren wir im Roten Meer und es ging vorbei zwischen Ägypten und auf der anderen Seite Saudi Arabien. Bis hierhin bekam ich bei Sri Lanka kurz die Küste zu Gesicht und bei der Einfahrt ins Rote Meer. Ansonsten nur Wasser. Es ist schon beeindruckend dies zu sehen und auf diese Weise zu erleben, wie gross der Ozean ist. Ich habe auch oft an die ganzen Länder gedacht, welche ich durchquert hatte. Die unterschiedlichen Menschen, Kulturen und Landschaften. Nun war einfach alles blau. Manchmal waren die Wellen ein bisschen höher und manchmal flach, aber immer Wasser soweit das Auge reicht. Der Höhepunkt der Reise war sicher der Suez Kanal, welcher das Rote Meer und das Mittelmeer verbindet. In der Nacht kamen die ägyptischen „Pilots“, Lotsen an Bord um uns durch den Kanal zu führen. Wie soll ich diesen beschreiben? Der Kanal ist ziemlich eng, ich denke an den engsten Stelle hatten wir noch 10 bis 15 Meter Platz rechts und links. Auf der rechten Seite erstreckt sich die Wüste der Sinai Halbinsel und links sind ziemlich viele Dörfer und Städte, viele Felder, Bäume oder Palmen zu sehen. Mit dem Schiff überragt man all die Häuser um weiten und kann das treiben auf den Strassen und Plätzen gut beobachten. So geht es dann rund 150 km, ungefähr 12 Stunden lang, durch den Kanal. Schleussen gibt es keine, man ist immer auf derselben Höhe und fährt in einem Konvoi. Hinter und vor einem sieht man ein Schiff nach dem anderen, fast alles riesige Containerschiffe wie unseres. Jeden Tag ein Konvoi in Richtung Süden, einer in Richtung Norden. Für Ägypten eine richtige Goldgrube, dieser Kanal. Für unser Schiff, eines der grössten, die überhaupt durch den Kanal fahren, bezahlt die Reederei 900`000 US Dollar! Fast 1 Million und trotzdem ist es für die Reederei noch günstiger, als einmal um Afrika rumzufahren. Erstens wäre der Zeitverlust viel zu gross und man bräuchte viel mehr Treibstoff, Schweröl, um den längeren Weg zu fahren. Schweröl verbraucht das Schiff ebenfalls unglaubliche Mengen. Pro Tag sind es rund 150 Tonnen, dass sind in einer Stunde 6.25 Tonnen oder 6250 Kg Schweröl. An Bord hatte die Vasco de Gama bei der Abfahrt rund 6000 Tonnen dieses Treibstoffes. Sicher zurecht gelten diese Schiffe als unglaubliche Umweltverschmutzer. Ich habe aber auch gelernt, dass die Reedereien wie CMA CGM sich immer weiterentwickeln und die Vorschriften was Filter und Richtlinien betreffen, immer angepasst werden. Es ist aber einfach Fakt, dass rund 90 Prozent aller Güter durch diese Schiffe in der Welt hin und her transportiert werden. So lange wir Menschen billige Kleider oder Plastikprodukte wollen, so lange wir eine solche Auswahl in den Geschäften haben, so lange wird es sicher nicht weniger. Dass wir zurück in Europa waren habe ich vor allem an den Temperaturen und dem Regen bemerkt.
Mit dem Schiff, ähnlich wie mit dem Fahrrad, nimmt man die verschiedenen Klimazonen sehr intensiv war. Man fühlt richtiggehend, wie man sich von den Tropen ins gemässigte Klima bewegt. Wenn man dann wie ich, gegen ende Februar in Europa angekommen ist heisst dies, man landet im Winter. Winter heisst auch ab und zu Sturm und einen Abend, zwischen Malta und Sizilien, hat es ziemlich heftig gestürmt. Die Wellen waren rund 3 Meter hoch, der Wind rund 90 - 100km/h und es hat gut hin und her geschaukelt. Um so ein 400 Meter Ungestüm ernsthaft zu bewegen, braucht es aber dann zum Glück doch noch einiges mehr. Auf einem kleineren Schiff wäre es aber ungemütlich geworden. So sind wir aber gut durch den Sturm und am nächsten Tag war alles vorbei, das Meer relativ ruhig und so schipperten wir Spanien entgegen. Ein Highlight stand mir aber noch bevor, der Besuch im Maschinenraum. Dazu ging es runter und zwar ein ganzes schönes Stück. Nur schon alleine die Kommandozentrale ist eindrücklich. Das Schiff ist von 2015 und damit ziemlich neu. Alles ist voller Computer und Bildschirme und jede Pumpe, jedes Ventil und jeder noch so kleine Motor kann von hier bedient werden. Dann ging es rein in den Maschinenraum und wie soll ich sagen, es hat mich fast umgehauen! Es ist unglaublich gross. Der Raum mit dem Motor selber ist so gross, dass man locker ein fünfstockiges Gebäude reinstellen könnte. 11 Zylinder verrichten die Arbeit und bewirken, dass die riesige Antriebswelle den 107 Tonnen Propeller mit 10 Metern Durchmessern und seinen 5 Blättern antreibt. Neben der Hauptmaschine gibt es noch vier riesige Generatoren für den täglichen Gebrauch an Strom auf dem Schiff. Dazu kommen noch unzählige weitere Pumpen, Generatoren, Filter und noch mehr. Es gibt eine Entsalzungsmaschine, so dass das Schiff was Trinkwasser betrifft, total autonom ist. Mit der Abwärme der Motoren wird Warmwasser zubereitet, so dass man ruhig ein wenig länger warm duschen darf. Laut dem Chef Ingenieur gehört der Motor zu den drei grössten Motoren, welche es überhaupt auf der Welt gibt. 64`000 KW Leistung, dies entspricht 86`000 PS. Auffallend ist, dass alles extrem sauber ist. Nirgends Ölspuren, Fett oder ähnliches. Wirklich ein einmaliges Erlebnis, so ein Riesending in live und in Betrieb zu sehen. Dies alles konnte ich mir anschauen, während wir südlich von Mallorca und Ibiza in Richtung Algeciras gefahren sind. Ein weiteres Mal konnte ich gegen 19:00 Uhr von der Brücke aus den wunderschönen, perfekten Sonnenuntergang beobachten, bevor meine letzte Nacht auf der Vasco de Gama anstand.
Als ich am nächsten morgen um 7 Uhr aufstand, waren wir bereits im Hafen von Algeciras. Ein letztes Mal ging es rauf zur Brücke um diesmal den Sonnenaufgang zu bewundern. Direkt vor mir der Felsen von Gibraltrar und dahinter ging für mich die Sonne das Erste Mal seit über zwei Jahren wieder über Europa auf. Dann ging auf einmal alles sehr schnell, ich packte mein Zeugs zusammen und gegen 9 Uhr brachte mich ein Bus zum Eingang, bzw. Ausgang des Hafens. Ich musste kurz meinen Pass vorzeigen und dann war ich offiziell in Spanien eingereist. So ging eine weitere Etappe meiner Reise zu Ende. Ich konnte die Zeit auf dem Schiff gut nutzen, um viele Berichte zu schreiben, Fotos zu bearbeiten oder einfach zu lesen. Bis zum Schluss war ich dann trotzdem froh, als wir in Spanien angekommen sind. Ich bin halt doch einer, der eher viel Auslauf benötigt und so ein Leben auf dem Schiff wäre nichts für mich. Respekt für all die Leute, die diese Arbeit machen und zum Teil bis zu 9 Monate ununterbrochen auf dem Schiff sind. Ich bevorzuge das Fahrrad.