10.6.17 Almaty, 40km und 670hm

 

Heute war ein richtig gemütlicher und schöner Tag mit Peter aus Österreich, Nico aus Lausann, Nurseit und seiner Frau aus Kasachstan und mir. Wir gingen mit den Rädern zu wilden Apfelbäumen und danach richtig lecker Kasachisch essen. Wir hatten uns alle viel zu erzählen und der Tag ging super schnell rum. Peter ist dann noch mit zu „uns“ nach Hause gekommen und dort haben wir an seinem Rad noch ein wenig rumgeschraubt. So verging die Zeit wie im Flug und schon wurde es Abend. Nach einem gemütlichen Abendessen sitze ich nun noch ein wenig am PC und bereite mich auf die kommenden Tage vor. Der Start in Kasachstan ist geglückt und ich freue mich nun auf die nächsten Tage auf dem Rad.

 

9.6.17 Almaty, 40km und 300hm

 

Am morgen gegen 09:30 Uhr ging es nach einem Frühstück mit der Familie mit dem Fahrrad in die Stadt. Ich wollte mir Almaty anschauen und einen ersten genaueren Eindruck der Stadt und des Landes bekommen. Gemütlich ging es in die 2 Millionen Stadt und ich bin einfach ein wenig rumgefahren ohne grosses Ziel. Gegen Mittag habe ich mich mit Peter, einem Österreicher, getroffen. Dieser fährt schon ewigs mit dem Fahrrad um die Welt und ist nach einem sehr langen Aufenthalt in China nun auf dem Weg nach Hause. Wir hatten uns so einiges zu erzählen und es war spannend, Peters Geschichten und viele Tipps über China zu erfahren. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und Kaffee ging es für mich wieder zurück zu Nurseit. Dieser begrüsste mich mit freudigen News. Am Abend soll es zu einer Geburtstagsparty eines Freundes gehen und für den nächsten Tag hat sich ein Schweizer gemeldet, welcher auch mit Fahrrad unterwegs ist. Zusammen wollen wir in die Berge fahren und Nurseit und seine Frau werden uns mit dem Fahrrad dort hinbringen. Sehr gut! Immer schön spontan bleiben und es ergeben sich die tollsten Sachen. Peter habe ich auch gleich informiert und er ist mit dabei. So bleibe ich noch einen Tag länger als geplant. Der Abend verlief sehr lustig mit den Freunden und es gab viel leckeres zu essen, ich habe einen tollen Einblick in das Kasachische Familienleben bekommen und zum ersten Mal auch Pferdemilch getrunken. Gar nicht so übel. Kasachstan, du gefällst mir und ich freue mich auch die Berge und den Weg nach Biskek.

 

8.6.17 Almaty, Kasachstan, 0km

 

Der Flug verlief ruhig und der Service bei Air Astana war richtig gut. Auch mein bisschen Übergepäck wurde überhaupt nicht besprochen und ab in den Flieger damit. Während des Fluges ging es lange, sehr lange Zeit über die Wüste Turkmenistan und ich habe mir nur gedacht, selber schuld, wenn ihr mich nicht haben wollt. Lasse ich meine Kohle halt in Kasachstan J. Der Anflug war wunderschön, mit der Steppe und der Stadt Almaty im Vordergrund und dahinter die riesigen Berge des Tian Shan Gebirges. An dem kleinen Flughafen ging alles ruckzuck, ich hatte sofort meinen Stempel im Pass und mein Fahrrad war das erste Gepäckstück auf dem Band. So hat man es gerne. Da es hier schon abends um 20:00 Uhr war, ging es mit dem Taxi rund 40 Minuten zu meinem Warmshower. Nurseit hat mich herzlich empfangen und mir seien Familie vorgestellt. Zwei kleine Kinder, seine Frau, seine Mutter und die Babysitterin. Gleich habe ich mich wohlgefühlt bei der Familie und auch allgemein im Land. Es ist schön, wieder Berge mit Schnee zu sehen, schöne Frauen, welche nicht verschleiert sind, grüne Wälder und viel grün in der Stadt, Autofahrer, welche einigermassen nach Regeln fahren und vor allem auch, dass einem die Leute nicht mehr anschauen wie einen Ausserirdischen. Dann gab es auch gleich was zu essen und ich machte mich daran, mein Fahrrad zusammen zu bauen. Alles scheint soweit in Ordnung, nur irgend ein Teil der Rückspiegelhalterung ist verloren gegangen. So endete der Tag und ich fiel Müde ins Bett.

 

7.6.17 Esfahan – Flughafen Teheran

 

Der heutige Tag war ein abwarten bis zum Abend. Um 21:00 Uhr ging es zum Busterminal und dann ab zum Flughafen. Der Bus war super eingerichtet, Platz wie im Flugzeug in der Business Class und es gab sogar essen und Getränke. Ein wenig schlafen konnte ich auch und gegen 03:00 Uhr bin ich am Flughafen angekommen. Dieser ist sehr übersichtlich, schon fast klein und ich habe es mir einigermassen gemütlich gemacht, bin noch ein wenig am PC und schaue, dass die Zeit rumgeht. Mein Fahrrad ist dick in Folie eingepackt und bereit für den Flug nach Almaty. So geht jetzt definitiv ein weiteres Kapitel meiner Reise zu Ende. Der Iran ist gleich Geschichte und auf geht es in neue Abenteuer.

 

6.6.17 Esfahan, 15km quer durch die City

 

Meine Aufgabe heute bestand darin, einen Bus zu organisieren, um zum Flughafen von Teheran zu kommen und eine Kartonbox zu finden, um mein Velo flugtauglich zu verstauen. Wir fingen mit dem Bus an und das war eine einfache Sache.  Telefon bei der Busagentur und nachgefragt. Ja, es gibt einen Bus zum Flughafen, immer abends um 6, 8 und 10 Uhr. So kann ich morgen den Bus um 22:00 Uhr nehmen und dann dauert es rund 6-7 Stunden bis zum Flughafen, auf denen ich dann hoffentlich ein wenig schlafen kann. Mein Flug geht zwar erst um 14:00 Uhr, aber was solls...

Zweites Problem - nein falsch, Herausforderung – die Kartonbox. Ein anderer Warmshower hat mir einen Tipp gegeben, wo ich suchen soll. So bin ich dort mit dem Fahrrad und Mohammed hingefahren. Zum Glück war Mohammed dabei und konnte übersetzten, sonst wäre es schwierig geworden. Leider war die Box nicht gerade sehr gross, aber es war die einzige. Also Box hinten aufs Fahrrad und durch den Stadtverkehr wieder zurück, das sah lustig aus, hat aber gut geklappt. Dann machte ich mich daran, mein Fahrrad auseinander zu schrauben. Leider musste ich Vorder- und Hinterrad wegnehmen und auch noch die Schutzbleche demontieren. Lenker muss sowieso immer weg und die Pedale und der Ständer auch. So ganz knapp ging dann alles in die Kiste und ich habe diese noch zugestopft mit Zelt, Heringen, Helm usw. Ich hoffe jetzt, dass alles klappt und die am Flughafen da nicht noch irgendwie blöd machen. Zur Sicherheit werde ich sicher noch den „Plastikmann“ im Flughafen aufsuchen, der noch ein paar Schichten rummachen soll. Neben dem Aspekt, dass fliegen irgendwie nicht zu diesem, meinem Reisekonzept passt, ist ebenfalls ein Grund das Material. Es ist immer ein wenig zittern mit dabei, ob dann auch alles gutgeht und heil ankommt! Preislich hält es sich bei Air Astana in Grenzen, Flug inklusive Fahrrad rund 320 Dollar, also weniger als die Hälfte, als ich für Visa und Reiseagentur durch Turkmenistan bezahlt hätte. Tagesaufgaben erfüllt und gleich geht zum gemütlichen Teil, dem essen.

 

5.6.17 Esfahan, 15km und ein paar wenige Höhenmeter

 

Heute früh bin ich nach dem Frühstück mit dem vollbepacktem Fahrrad zum grossen Platz und anschliessend zu den sehr schönen Brücken am Fluss gefahren. Dort habe ich ein paar Fotos geschossen und war sofort auch wieder Fotosujet für einige Touris, vor allem aber Iraner. Ich habe noch zwei Westschweizer aus dem Kanton Waad getroffen, welche für sechs Wochen im Iran unterwegs sind. Danach ging es zu meinem Warmshower Mohammed, welcher mich herzlich begrüsst hat. Thomas, ein Franzose, ist auch erst vor ein paar Stunden eingetroffen und es sind noch zwei Kollegen von Mohammed hier. In gemütlicher Runde haben wir den Nachmittag verbracht und ich konnte schon mal Wäsche waschen und ein wenig „aufräumen“. Am Abend ging es nochmals zum grossen Platz, wo sich während des Ramadan abends die halbe Stadt trifft, um zu picknicken und einfach zusammen zu sein. Tausende Leute tummeln sich auf dem zweitgrössten, offenen Platz der Welt (nach Peking) und es herrscht eine super Stimmung. Danach ging es gemütlich nach Hause und jetzt wird wieder mal geschlafen. Heute im Innenhof von Mohammeds Haus, was bei rund 25 Grad um Mitternacht auch durchaus auszuhalten ist.    


4.6.17 Esfahan, 0km (aber viele zu Fuss)

 

IRAN - so anders, als es uns die Medien zeigen!

 

Ich schreibe heute bisschen was über den Iran, dieses Land, welches bei uns doch mehrheitlich sehr schlecht wegkommt. In den Medien hören wir nichts oder nur schlechtes über den Iran, wenn es wieder mal um Menschenrechte, Atomabkommen, nicht wirklich demokratische Wahlen oder sonstige Sanktionen geht. Ich war durch Reiseberichte von anderen Tourenradlern oder Rucksackreisenden positiv eingestellt, aber man (oder ich) hat dann doch ein komisches Gefühl, wenn man wirklich über die Grenze kommt. Vom ersten Tag an hatte ich aber durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Angefangen bei der Infrastruktur, welche grösstenteils wirklich sehr gut ist. Die Strassen sind super ausgebaut, die Beschilderung ist gar nicht mal so schlecht und ebenfalls in lateinischen Buchstaben, es gibt in den Dörfern oder Städten immer frisches, gekühltes Wasser umsonst und auch kleine Supermarkets sind fast überall zu finden. Die Natur, die Landschaft ist ebenfalls grandios. Im Norden gibt es Berge und Schnee, dann geht’s immer weiter südlicher in Richtung Steppe und dann Wüste. Es gibt schöne kleine Dörfer, in denen die Zeit noch stehen geblieben ist und pulsierende, topmoderne Grossstädte, welche europäischen Städten in nichts hinterher sind, aber trotzdem mit ihren Plätzen, Schreinen, Moscheen an 1001 erinnern. Man kann durch Berge und Täler fahren, hoch auf Pässe (ich war bis 2720 Meter), stundenlang durch die einsame Steppe und dies bei Temperaturunterschieden, welche riesig sind. So hatte ich am gleichen Tag 4 Grad C beim aufstehen und 42 Grad C am Nachmittag. Über all diesen Eindrücken sind natürlich die Menschen, welche den Iran ganz speziell machen. Einladungen zum essen, spontane Geschenke mitten auf der Strasse gehören fast zum Alltag. Auch Foto werden immer wieder geschossen, wenn da so ein komischer Mann mit kurzen Hosen und viel Gepäck auf dem Fahrrad vorbeifährt. Etliche Telefonnummern bekommt man von den Leuten und jeder will, dass man sich meldet, falls es irgendwelche Probleme gibt oder man nicht weiter weiss. Die Iraner sind zurecht ein stolzes Volk, aber nicht einverstanden mit ihrer Regierung. Ich habe keinen getroffen, welcher die Regierung gut heisst und unterstützt. Auffallend auch, dass es im ganzen Land praktisch keine sichtbare Polizeipräsenz gibt. Während in Europa jeder grössere Platz, Museum, Kirche oder ähnliches bewacht wird wie Fort Knox, habe ich im Iran noch kein einziges Gewehr gesehen. Die jungen Iraner und vor allem auch die Iranerinnen wollen mehr Freiheiten, wollen selber entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht, wollen einfacher reisen können und die Welt sehen, wünschen sich weniger Sanktionen und somit eine bessere Möglichkeit, Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Vieles ist sicher nicht gut im Iran, hat aber zu 99% mit der Führung des Landes zu tun. Es gibt hinter China die meisten Bestrafungen durch die Todesstrafe. Meist durch erhängen und sogar zum Teil noch öffentlich! Mädchen sind mit 9 Jahren „erwachsen“ und Jungs mit 15. Zumindest wurde das Heiratsalter der Mädchen auf 13 Jahre „hochgesetzt“. Es gibt immer noch arrangierte Hochzeiten, obwohl dies sicher sehr zurückgeht. Ich habe die iranischen Frauen in den Städten als topmodern erlebt. Da sie in ihrer Mode in der Öffentlichkeit doch sehr eingeschränkt sind, machen sie dies weg mit Schminke und Nasenoperationen. Auf dem Land sieht das noch anders aus, da sind die Frauen grösstenteils noch sehr versteckt hinter den Männern, aber auch hinter ihren Schleiern. Allerdings habe ich im Iran noch praktisch keine Burkas, also Vollverschleierungen gesehen. Das Kopftuch ist eher ein Modeaccessoire, welches bei vielen sehr weit hinten am Kopf noch irgendwie hält. Dies meine Eindrücke nach rund 2.5 Wochen Iran. Leider muss ich das Land bereits in 4 Tagen verlassen, da meine Reisepläne/Visas es nicht anders zulassen. Ich werde das Land aber ganz bestimmt in sehr guter Erinnerung behalten. Ich würde mir wünschen, wenn der Iran bei uns ein bisschen besser wegkommt. Wenn ihr die Chance habt, den Iran zu besuchen, so zögert nicht und packt die Chance. Ich kann euch versichern, dass ihr es nicht bereuen werdet. Jede Medaille hat zwei Seiten, vom Iran kennen wir zuhause meist nur die, welche nicht glänzt    


3.6.17, Esfahan, 155.5km und 850hm

 

Frühs um 5:10 Uhr hörte ich auf einmal Motorengeräusche und kurz darauf etliche Stimmen. Nicht direkt beim Zelt, aber doch recht Nahe. Jetzt kommen die doch tatsächlich um diese Zeit auf die Felder, um die Rosen zu ernten! Na ja, ich habe mir gedacht, bleibst de mal noch liegen und mal schauen, wie es sich entwickelt. Richtig schlafen konnte ich aber sowieso nicht mehr und um 5:40 Uhr bin ich dann aufgestanden. Rund 30 Meter weg waren ein paar Leute am Rosen pflücken, haben mich aber nur kurz gegrüsst, als sei es das normalste, dass da ein Tourist mit Fahrrad am zelten ist. Sehr gut für mich, also habe ich mich fertig gemacht, noch was gegessen und um 6:30 Uhr ging es los. Die ersten 2.5 Stunden hatten es richtig in sich und es ging nochmals sehr steil hoch bis auf 2720 Meter über Meer. Ich war ziemlich überrascht, als ich diese Höhe auf meinem Navi gesehen habe. Danach ging es mehrheitlich runter, Esfahan liegt auf rund 1600 Meter. So wurde es auch nicht mehr ganz so heiss wie gestern und die Temperaturen pendelten sich am späten Nachmittag so um die 33-35 Grad ein. Ich habe mich dann entschlossen, einfach zu fahren und zu schauen, ob ich bis nach Esfahan komme oder nicht. Es rollte sich ganz gut und so bin ich ohne grossen Zeitdruck in Esfahan eingefahren. Es war die bisher längste Etappe, aber nun habe ich ja ein paar Tage, um mich hier zu erholen und alles bereit zu machen für meinen Flug nach Almaty, welcher am 8.6 geht. Hier in Esfahen bin ich zurzeit noch in einem Hostel einquartiert, evt. werde ich noch zu einem „warmshower“ wechseln. 

2.6.17, Nähe Qamsar (Zelt), 46km und 1430hm

 

Nachdem ich richtig gut und lange geschlafen hatte, gab es zuerst einmal typisch iranisches Frühstück. Dass heisst, so eine Art Fladenbrot, so ne Art Feta Käse, Konfitüre, Melonen und natürlich Tee. Den Vormittag habe ich genutzt um einfach ein bisschen rumzuliegen, zu lesen, im Internet zu surfen usw. Dann ging es in die Stadt zu historischen Häusern. Diese waren wirklich sehr, sehr eindrücklich. Es sind riesige Anwesen aus dem 18 Jhd., welche sich reiche Perser haben bauen lassen. Tausende Quadratmeter, sehr viele verschiedene Zimmer und ein wunderschöner Aussenbereich zieren diese Häuser. Ich habe mir zwei angeschaut und dann noch ein wenig durch die historische Stadt gelaufen. Das Ticket für die Häuser habe ich im Hotel von nem anderen Gast bekommen. War zwar irgendetwas chinesischen geschrieben und die an der Kasse haben zuerst komisch geschaut. Habe dann einfach den unwissenden gespielt und dann war alles klar. Danach gab es zuerst mal etwas zum Mittag und gegen 14:30 Uhr bin ich dann weitergefahren. Es war extrem heiss, obwohl ich extra die Mittagszeit noch anderweitig überbrückt habe. So zwischen 40 und 45 Grad zeigte mein Navi-Thermo an. Es ging ziemlich direkt bergauf und so sammelten sich dann auch die ganzen Höhenmeter. Der Vorteil war natürlich, dass es ein wenig angenehmer wurde mit den Temperaturen, nur noch so 35 Grad. Immer wieder bin ich angehalten, um bei den wenigen Gelegenheiten an Wasser zu kommen. Einmal war das Dorf noch ca. 3 km weg und es war für mich ein Umweg dahin zu kommen. Ein netter Iraner hat mit dem Mofa Taxi gespielt und mich hochgezogen. Es ging immer weiter in die Berge rein und schon bald erreichte ich die 2000 Meter Marke. Ich habe gewusst, dass da Berge kommen, habe aber nicht gedacht, dass sich diese so weit ziehen. Gegen 19:00 Uhr habe ich mir einen schönen Zeltplatz nicht weit von der Strasse gesucht und bin nun umgeben von ein paar Bäumen und Rosen, welche hier gezüchtet werden, um das sehr populäre Rosenwasser zu produzieren. Zum Z`nacht gab es ne geschenkte Honigmelone und dazu Brot und Gurke und gleich geht’s in s Zelt, sonst fressen mich die Mücken auf. 


31.5.17 Qom, 0 km

 

Heute geht es wieder zurück nach Qom, wo ich meine Taschen wieder einmal packen werde um mich dann auf den Weg in Richtung Esfahan zu machen. Die Busfahrt war sehr angenehm und Moien, mein Gastgeber in Qom hat mich abgeholt. Danach ging es noch kurz zur Uni, da Moien einen kleinen Test schreiben musste. Abends haben wir noch einen schönen Ausflug zu einem Berg mit Moschee gemacht, von wo aus man einen tollen Blick über die gesamte Stadt hat. Dann gab es wie schon gewohnt gegen Mitternacht nochmals richtig essen und dann ab ins Bett.    

 

1.6.17 Kashan, 106km und 350hm

 

Morgens um 07:00 Uhr war ich abfahrtbereit und es ging raus aus der Stadt Qom. Angenehme 25 Grad, aber natürlich wurde es mit jeder Stunde heisser. Zum Glück meinte es der Wind gut mit mir und ich flog nur so über die Strasse und die Wüste. So bin ich relativ schnell vorwärtsgekommen und war schon bald mal in Kashan. Hier wollte ich eigentlich nur Mittagshalt machen und mich im Schatten abkühlen. So langsam erreichte das Thermometer nämlich wieder die 40 Grad. Ich habe noch kurz meine Mails gecheckt und musste mit erschrecken feststellen, dass mein Turkmenistanvisa abgelehnt wurde. Dies, obwohl ich extra so ne Art Touriführung gebucht hatte. So ein Sch....! Dies hat meine Pläne jetzt völlig durcheinander gebracht und ich habe mich kurzentschlossen hier in der Stadt ein Hotel zu nehmen, um meine Planung zu durchdenken. Nach reiflicher Überlegung und abwägen verschiedener Möglichkeiten sieht mein Plan nun so aus: Ich bleibe noch rund 10 Tage im Iran und fahre noch bis Isfahan. Dann nehme ich den Bus zum Flughafen Teheran und fliege nach....Almaty (Kasachstan). Dorthin gibt es sehr gute Verbindungen, die Flüge sind recht günstig und ich kann noch einen anderen Teil der Welt beradeln, was sonst nicht möglich gewesen wäre. Von Almaty komme ich dann „zurück“ in Richtung Westen, also nach Kirgistan und dann Usbekistan, wo ich dann wieder auf meine ursprüngliche Route treffen werde und den Pamir Highway befahre. Leider ist es also nicht mehr möglich, die ganze Route nach Singapur selber zu fahren und ich muss auch einen Flug in Kauf nehmen, was so auch nicht die Idee war. Ist grad irgendwie bisschen doof, nach rund 7300 Kilometern von zuhause bis hier in die Mitte des Iran zu realisieren, dass diese Idee nun vorbei ist. Dies nur, da so ein kleines, diktatorisches Land wie Turkmenistan mich nicht 450km durch ihr Territorium lässt. Na ja, ich habe eigentlich gewusst, das sicher nicht alles nur immer nach Plan laufen wird, aber schade ist es trotzdem. Ich versuche jetzt aber die restlichen Tage im Iran noch zu geniessen und nehme es nun ein bisschen locker bis es dann in Kasachstan wieder gilt, einen Zeitplan einzuhalten.    


29.5.17 Teheran, 0km

30.5.17 Teheran

 

Heute ging es mit dem Bus bzw. Auto nach Teheran, um mein Paket aus der Schweiz abzuholen und mir ein paar Tage die Stadt anzusehen. Mein Gastgeber Moien in Qom ist schon ziemlich speziell. Also mir haben ja alle gesagt, Qom sein dann sehr religiös und die Leute ein wenig komisch. Dass kann ich nur bestätigen. Ramadan wird zu 100% eingehalten, was ich bis jetzt bei vielen anderen nicht so gesehen habe. Zuhause wird konsequent das Kopftuch weitergetragen und die Rollen sind klar verteilt. Der Mann rührt nicht wirklich was an im Haushalt und die Frau kocht und ist ruhig. Bisschen speziell für so ein ganz junges Paar. Moien wollte dann wirklich auch noch bei mir im Zimmer übernachten, weil man dies so mache und die Gäste nicht alleine lasse. Ich habe ihm dann versichert, dass es für mich absolut ok sei, wenn er mit seiner frisch verheirateten Frau schlafe und nicht mit mir auf dem Boden. So konnte ich doch noch alleine schlafen und mich dann heute auf den Weg nach Teheran machen. In einem Privatauto, welches mit 5 Personen vollgestopft wird, ging es rund 1,5 Stunden für 2 Dollar nach Teheran. Dort holte mich Sam ab. Sehr lustige Story, wie ich zu diesem Host gekommen bin. Sams Schwager habe ich während meiner Animationszeit im Dezeber/Januar auf Gran Canaria getroffen. Er hat dort mit seiner Familie Urlaub gemacht. Er lebt schon jahrelang in Deutschland mit seiner Frau Sandra und dem Sohn Leon. Wir haben uns auf Gran Canaria gut verstanden und er hat mir gesagt, wenn ich irgendwelche Hilfe brauche im Iran, soll ich mich melden. Ja, und so konnte er mir jetzt tatsächlich sehr hilfreich sein und es ist super, dass ich nun bei seiner Familie unterkommen konnte und auch noch ein Paket mit diversen Sachen aus der Schweiz  hierher senden konnte. Die Familie hat mich freundlich aufgenommen und wir haben gut gegessen und uns am Abend noch so ein Highlight der Stadt angeschaut, eine Fussgängerbrücke, welche eigentlich mehr ein Kunstwerk und schöner Platz zum verweilen ist.

Am nächsten Tag ging Sam dann zu seiner Arbeit und ich mit seiner Frau auf den grossen Basar und habe mir noch ein wenig Teheran angeschaut. Aber es ist einfach ziemlich heiss in dieser Stadt und nun sind wir wieder zuhause. Heute Abend soll es noch zu einer Art Familienfeier gehen, weil irgendwer der Familie eine neue Wohnung gekauft hat und diese nun eingeweiht wird. Mal schauen, was da noch alles kommt. Ansonsten erlebe ich die Teheraner als sehr aufgeschlossen, sehr westlich orientiert, obwohl natürlich immer noch die Regeln des Islam, bzw. des Iran gelten. Speziell sicher, dass es im Bus/Metro extra Abteile nur für Frauen gibt. Das Kopftuch allerdings wird oft eher als Modesouvenir getragen und hängt lässig am Hinterkopf der meist sehr schönen Frauen. Auffallend auch die ganzen Nasenpflaster bei den Damen – Nasen OP`s sind hier der Renner und jede, die es sich leisten kann, zeigt es auch mit dem entsprechenden Pflaster.

 

28.5.17 Qom, 80km und 164hm

 

Puhh, war das heute heiss! Mein Thermometer auf dem Navi zeigte bis zu 44.8 Grad. Zum Glück fühlte sich das ganze aber nicht so heiss an. Natürlich war es heiss, aber der Fahrtwind und die trockene Luft machten das ganze erträglich. Dies ist der Vorteil hier in den iranischen Höhen, obwohl ich heute wieder mal unter die 1000 Meter über Meer geradelt bin. Am Morgen in Abher machte ich noch einen Halt bei der alten Moschee und habe dort ein paar Fotos geschossen. Dann ging es weiter in Richtung Qom. Da auch hier im Iran überall neue Strassen gebaut werden, kam in den Genuss dieser. Da sie für den Verkehr noch nicht freigegeben wurden, hatte ich meist eine riesige, neue Strasse für mich alleine. Es wurde dann immer heisser und heisser und ich war froh, als ich in Qom ankam. Eingangs Qom haben mich ein paar Melonenverkäufer aufgehalten und es gab super leckere Melone. Ich habe diese nur so runtergeschlungen. Gleich sammelte sich auch wieder eine kleine Menschenmenge und ein paar Fotos wurden geschossen. Dann ging es weiter in die Stadt, wo ich mich in einem Park in den Schatten legte. Daneben waren ungefähr 10 Kinder und gleich waren wir im Gespräch und sie testeten ihr englisch an mir aus. Dann halfen sie mir noch, meinem Host hier in Qom zu erklären wo ich bin. Dieser holte mich kurz später ab und ich bin im mit dem Fahrrad durch die ganze Stadt in seine Wohnung gefolgt. Seit zwei Wochen ist der junge Kerl verheiratet. Er hat mir gesagt, dass er rund 2 Jahre auf die Hochzeit warten musste, bis die Familie der Braut mit ihm einverstanden war. Da muss er sie wohl wirklich lieben. Die Wohnung ist ganz neu und sehr feudal eingerichtet. Alles glänzt und ist sehr prunkvoll. Es sei so, dass er (oder seine Familie) TV, Kühlschrank, Backofen und die Wohnung stellen müsse. Der Rest geht zu Lasten der Braut. Am Abend ging es dann noch in die Stadt. Super viele schöne Moscheen und Schreine gibt es hier, so ist Qom auch eine der drei heiligen Städte im Iran. Das Beste für die Moslime ist im Moment immer 20:30 Uhr, dann ist Fastenbrechen und es gibt endlich wieder was zu trinken und essen. So haben wir direkt um 20:30 Uhr etwas kleines gegessen und als wir von unserer Stadttour zurückgekommen sind, gab es gegen Mitternacht noch richtig deftiges Essen. So ging ein weiterer Tag im Iran zu Ende und ich fiel in mein Bettchen.


25.5 bis 27.5.17

 

25.5.17 Abher 0km

 

Die Familie, mit der ich untergekommen bin, ist wirklich super nett. Gastfreundschaft vom feinsten. Ich wohne ja beim Bruder und er hat so ne Art Junggesellenbude, in der den ganzen Tag Freunde ein und ausgehen, zusammen sitzen, Karten spielen und natürlich Wasserpfeiffe rauchen. Zum Frühstück sind wir zu den Eltern gefahren und dann wieder zurück um ein wenig zu chillen. Mittag war etwas Spezielles. Ein alter Verwandter der Familie ist gestorben und heute war Begräbnis. Ich sollte kurzerhand zum „Leichenschmauss“ mitgehen. Bin da aber gar nicht aufgefallen. Da waren um die 150 Männer in einem grossen Saal, alle natürlich in schwarz und dann gab es Essen. Alles sehr schnell serviert, kurz gegessen und dann waren alle wieder weg. Die Totenfeier fand dann erst am Nachmittag ohne mich statt. Frauen gab es auch, diese waren aber in einem anderen Raum und ich habe die nicht gesehen. Freunde und der Bruder freuen sich immer über Ausländer, hören gerne Geschichten und schauen sich Fotos an. Dazwischen hatte ich auch noch Zeit, mein Fahrrad zu reinigen, alles wieder auf Vordermann zu bringen, so dass es morgen weiter rollen kann. Ich fahre jetzt in Richtung Qom, einer weiteren grossen Stadt und dann nehme ich wahrscheinlich den Bus wieder Richtung Norden, um mir Teheran anzuschauen. Dort wartet auch noch ein Paket auf mich aus der Schweiz.

 

26.5.17 Mittelschule bei Bu`in Zahara y, 106km und 175hm

 

Nach zwei tollen Tagen in Abher bei Nafiseh und Kambiz ging es heute weiter Richtung Osten, bzw. Südosten. Zum Abschluss gab es nochmals ein tolles Frühstück und ein paar Erinnerungsfotos. Gegen 10:00 Uhr ging es weiter, bei rund 32 Grad und strahlend blauem Himmel. Der Tag war ohne sonstige grosse Ereignisse. Die Strasse meist recht easy zum fahren mit Pannenstreifen oder einer alten Strasse neben der neunen. Immer wieder in den Rückspiegel schauen und wenn die wirklich grossen LKW kommen, ist es meist am Besten, schnell auf den Schotter auszuweichen. Die LKW Fahrer sind aber in der Regel ganz nett und hupen kurz, wenn sie kommen. Am Nachmittag bin ich an einer auf MAPS.ME gekennzeichneten UNI vorbei gefahren. Da habe ich mir gedacht, ich kann ja mal nachfragen, ob sie mich irgendwie aufnehmen können. Da heute Freitag ist, war die Schule zu, aber ein Security war trotzdem da. Zuerst gab es mal schön kaltes Wasser und ein paar „komische“ Früchte, welche ich noch nie gegessen habe. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich gerne hier irgendwo zelten möchte. Er hat kurz telefoniert und gesagt ich soll mitkommen. Dann ging es in die Moschee der Schule und hier kann ich heute übernachten. Super cool und unkomplizert.

 

27.5.17 Qom, 91km und 470hm

 

Heute war es vor allem heiss. Da um 08:00 Uhr die Schule angefangen hat, war ich schon um 07:00 Uhr auf dem Fahrrad und das war eine gute Idee. Um die 20 Grad und super zum fahren. Zuerst immer ein wenig bergauf bis 1600Meter. Dann ging es runter und vorbei an einer Strassenbaustelle. Hier „musste“ ich zuerst mal anhalten, schön frisches Wasser trinken und etwas essen. Die Bauarbeiter hatten ihren Spass und ich war verpflegt, das nennt man dann wohl win-win. Es wurde immer heisser und als ich Qom gegen 12:00 Uhr erreicht habe, zeigte das Thermometer rund 35 Grad. Gleich am Anfang der Stadt wollte ich in einer Bank Geld wechseln. Dass ging aber nicht und ein freundlicher junger Mann hat mich angesprochen, ob er mir helfen könne. Also schnell Fahrrad zu ihm nach Hause und dann ab zum Geld wechseln mit seinem Auto. Er hat mir dann auch noch ein Hotel gezeigt, in welchem ich jetzt den halben Nachmittag geschlafen habe. Dann ging es kurz zum Bazar um noch ein paar Sachen einzukaufen. Hier hat heute auch Ramadan begonnen, so praktisch alle Leute essen und trinken nichts von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Weiss nicht, wie viele es wirklich durchziehen, besonders den Teil mit dem trinken. Für mich hat es insofern Einschränkungen, dass viele Geschäfte über Tag geschlossen sind und ich schaue, dass ich nicht gerade mitten in allen Leuten esse und trinke.

24.5.17 Abher, 107km und 388hm

 

Am morgen ging es dann weiter. Zuerst gab es noch lecker Frühstück mit Ei und richtigem Kaffee und dann wieder ab auf die Strasse. Der heutige Tag war vor allem geprägt von Einladungen. In einem kleinen Dorf hat mir ein Mann Brot geschenkt, auf der Strasse wurde ich ca. 5x angehalten um Fotos zu machen und auch Tee und Kaffee habe ich in einer Autogarage und einem kleinen Dorf bekommen. Der Hammer war ein Mann, welcher mich in einem Dorf überholt hat, um dann so 100 Meter weiter zu halten. Er hat mich angehalten und wollte Fotos machen. Seine junge Tochter war auch dabei und konnte ein wenig englisch. Er hat mir dann zu verstehen gegeben, ich solle mitkommen für einen Tee. Also gut, Zeit hatte ich ja und ich ging mit. So 2 Minuten laufen und dann waren wir bei Haus seiner Eltern. Hier waren auch noch andere Verwandte, insgesamt sicher 10 Personen. Ich setzte mich in das Wohnzimmer, welches wie immer ein einfacher Raum ohne irgendwelche Möbel war. Alles voller Teppiche und sehr gemütlich zum sitzen. Dann kam auf einmal Reis und Hühnchen, Joghurt, Saucen und Tee und wir assen alle zusammen. Danach gab es noch die obligatorischen Fotos und dann ging es weiter. Einfach super nett diese Leute. In Abhar angekommen, holte mich mein Host Nasifeh mit ihrem Vater ab. Es ging quer durch die Kleinstadt zum Haus ihres Bruders. Hier auch zuerst einmal Begrüssung und nach einer feinen Dusche gab es auch hier wieder essen und Tee. Nasifeh spricht super englisch und alles ist sehr cool hier. Sie zieht auch immer ihr Kopftuch aus, wenn sie in ihren vier Wänden ist. Draussen ist dies natürlich nicht möglich, wenn dich die Polizei erwischt, hast du ein grosses Problem. Hier in Abher bleibe ich jetzt wahrscheinlich zwei Nächte, um die nächsten Etappen vorzubereiten.

 

23.5.17 Zanjan, 138km und 717hm

 

Ein sehr harter Tag stand heute an, das war mir eigentlich von Anfang an klar. So war es dann auch. Das Wetter war super schön, fast schon heiss und der Wind blies den ganzen Tag. Die ersten 70 Kilometer gingen noch recht gut, danach wurde der Wind immer stärker und es wurde bis zum Schluss noch richtig hart. Auch war es so, dass ich viel zu wenig gegessen hatte und als ich dann richtig Hunger bekam, war natürlich nichts mehr zu finden...zum Glück hatte ich noch ein wenig Honig und Brot, welches mir ein wenig Zucker gab für die restlichen Km. Kurz vor Zanjan fand ich dann doch noch einen Kiosk, und dann gab es zuerst ein Eis und ein schön kaltes Getränk und 2 Minuten später dasselbe nochmals. So ging es für die letzten 20 Km nach Zanjan rein, wo ich dann noch an der Strasse zuerst 3 Bananen kaufte, wovon ich zwei direkt gegessen habe. 5 Minuten später, ich habe gerade auf meinen Host gewartet, fand ich noch lecker Wassermelone und habe den Verkäufer gebeten, diese doch direkt aufzuschneiden. Also hatte ich den Zucker wohl dringend nötig. Mein Host Taghir kam dann auch, ein etwas 45-50 jähriger Mann, welcher selber gar nicht so oft auf dem Fahrrad ist. Er liebt es aber, Gäste zu haben und viel von den reisenden zu erfahren. So hatten wir zusammen in seiner Wohnung einen gemütlichen Abend und haben stundenlang geredet. Er war super interessiert an der Schweiz, an unserem Essen, unseren Angewohnheiten, wie wir so leben und auch über Kultur, Musik und Film. Auf viele Fragen konnte ich ihm gar nicht richtig Antwort geben. Danach legten wir uns im Wohnzimmer auf den Boden und schliefen. Er mache das immer so. Hat also gar kein Bett, wie wir es kennen, sondern nur eine ganz dünne Art Matratze. Andere Länder, andere Sitten.    

19.5 bis 22.5.17 IRAN

 

19.5.17 Marand roter Halbmond, 79km und 1220hm

 

Heute ging es den ersten Tag so richtig rein in den Iran. Es gab immer wieder kleine Steigungen, welche ganz schön an die Substanz gingen zusammen mit der Hitze. Ich bin es einfach noch nicht gewöhnt, mag es ja aber eigentlich schon, wenn es heiss ist. Na ja, heisst halt immer wieder mal anhalten und Wasser auffüllen. Ansonsten verlief der Tag ganz gut. Immer wieder hupen die Iraner, wenn sie an einem vorbei fahren und grüssen, bzw. rufen „hello“. In einer Stadt habe ich Mittagshalt gemacht und war auf der Suche nach ein paar Früchten. Gleich kam einer herbei und hat gefragt, ob es mir gefällt, wie ich heisse, woher ich komme und was ich Suche. Ich habe ihm dann alles erklärt und gesagt, dass ich ein paar Früchte suche. Er ist mit mir dann um die Ecke in einen Laden und half mir. Bezahlt hat er das ganze auch noch, sei ein kleines Geschenk vom Iran. Nun bin ich beim roten Halbmond, das gleiche wie bei uns das rote Kreuz. Diese haben hier immer wieder so Stationen mit Ambulance und kleiner Wohneinheit. Dort kann man immer gut fragen, ob sie einem helfen können und ob man da schlafen kann. Auch meine erste Anfrage ist gleich positiv verlaufen und so sitze ich nun im Wohnraum, versuche mich ein wenig zu verständigen mit den Leuten, hatte eine warme Dusche und habe auch mein Bett. Sehr gut so und morgen geht es in die erste Grossstadt, nach Tabriz. Später gab es noch lecker essen, schön wie man es kennt aus den 1001 Nacht Geschichten auf dem Boden sitzend. Im Hintergrund lief der Fernseher, den heute war auch noch die Präsidentschaftswahl im Iran. Ein Riesenchaos, so kam es zumindest mir vor. Wie soll es auch anders sein, wenn an einem Tag, innerhalb weniger Stunden 30 Millionen wählen sollen?!? Na ja, ich habe die Jungs dann noch weiter ihre Wahl schauen lassen und bin nach einem leckeren iranischen Eis dann mal ab ins Bett.

 

20.5.17 Tabriz, 75km und 435hm

 

Ich war froh, war ich gestern im trockenen, den es hat eine Zeit lang gegossen wie aus Kübeln in der Nacht. Am morgen gegen 08:00 Uhr bin ich dann losgefahren und die Jungs hatten dann auch Feierabend und jetzt für zwei Tage frei. Ein harter Job für rund 300 Dollar im Monat. Meine Fahrt war heute eigentlich ganz gemütlich. Das Wetter spielte ein wenig verrückt, so hat es kurz nach dem Start geregnet und nach 10 Minuten war wieder ok. Die Sonne kam aber nie so richtig raus. Viel mühsamer war heute aber der Gestank der LKW und Fabriken auf dem Weg nach Tabriz. Zum Teil unglaubliche Giftgaswolken, welche da in die Lüfte steigen. In Tabriz war dann mein erstes Ziel ein Radladen. Ich musste meine Bremsflüssigkeit auffüllen und bei dieser Gelegenheit auch ein neues Rücklicht und Multitool kaufen. Den Laden hatte ich schnell gefunden und der Service war super. Die haben dort sogar ein Gästebuch mit Einträgen von Amerika bis Australien und nun auch aus der Schweiz. Danach gab es zuerst mal was zu essen. Genau im richtigen Moment, den es Stand schon wieder ein Riesengewitter an, welches ich zum Glück im trockenen beobachten konnte. Eigentlich wollte ich dann weiter zu einem Camping oder billigen Hotel, als mich auf einmal jemand aus dem Auto auf Deutsch ansprach. Ob ich aus der Schweiz komme und deutsch spreche, fragte der junge Mann. Er hielt an und es stellt sich heraus, dass seine Schwester in Biel wohnt und er auch schon einmal 6 Monate dort war. Behrand, so heisst er,  hat ein Immobiliengeschäft und wenn ich will, kann ich in einer seiner Wohnungen bleiben für die Nacht. Da habe ich natürlich dankend angenommen und so sitze ich nun in einer Wohnung und tippe diese Zeilen. Später will er mich noch abholen und dann mal schauen. Komisch ist immer der Umgang mit den Frauen hier. Da weiss ich noch nicht so richtig, wie ich mich verhalten muss/soll. Eines ist klar, niemals eine Frau anfassen oder Hand geben. Dies dürfen nur Familienmitglieder. Jetzt bei Behrand war es so, dass sie ganz ruhig war, er hat irgendetwas auf persisch gesagt und dann hat sie mir die Hand geschüttelt und auch englisch geredet. Wahrscheinlich musste er ihr irgendwie das ok geben. Na ja, das ist ein bisschen komisch hier, aber ansonsten fühle ich mich wohl. Am Abend sind wir noch schön weggegangen. Wir waren zu fünft unterwegs und sind in einen der grössten Parkanlagen von ganz Iran gefahren. Es war ein Riesenchaos auf den Strassen, vor allem weil viele den Sieg des alten und auch neuen Präsidenten feiern wollten. Im Iran ist es halt so, dass es weder ne Bar noch ne Disco oder andere Vergnügungsmöglichkeiten gibt. Also fahren die Leute Auto und halten sich in den riesigen Parks auf. Gegen 00:30 Uhr, nach langen Gesprächen über Europa und die Schweiz, Kulturen und Religionen war ich dann wieder in der Wohnung und habe herrlich geschlafen.

 

21.5.17 (Geburtstag ;)), Bostanabad 61Km und 730hm

 

Zum Frühstück hat mich Behrand mit leckerem Honig und Joghurt begrüsst und danach ging es weiter in Richtung Osten. Wie praktisch immer haben wir noch Nummern getauscht und Fotos geschossen. Zuerst musste ich aus Tabriz rausfinden, bei einer 2 Millionen Stadt gar nicht so einfach. So gab es auch eine kurze Zusatzrunde und dann ging es aber raus in Richtung Teheran. Den ganzen Tag begleitete mich ein unglaublich starker Wind und es hat heute überhaupt keinen Spass gemacht zu fahren. Auf der einen Seite dieser Wind und dann auch der ganze Verkehr, obwohl ich eigentlich nur die zweitgrösste Strasse genommen habe. Vor allem merke ich die stickige Luft hier im Iran. Ich kann den ganzen Tag trinken, aber habe immer voll den trockenen Mund, bzw. Hals. Dazu komme ich nun langsam in eine Art Steppe mit viel Staub und Sand. Dieser geht ebenfalls in alle erdenklichen Öffnungen. Der Wind war teilweise so stark, dass ich absteigen musste, weil es einfach zu gefährlich war, in die Nähe der grossen LKW`s geblasen zu werden. Es ist übrigens noch überhaupt nicht flach, wie man es sich vielleicht vorstellt, wenn man Iran hört. Ich befinde mich auf rund 1500 bis 2000 Meter über Meer und es geht die ganze Zeit auf und ab. So machte ich auch bereits nach 61km Schluss und bin in einer kleinen Stadt gelandet, wo es nur ein Hotel gibt. In diesem habe ich für rund 9 Dollar meine „Geburtstagssuite“ gemietet. Eigentlich nur so eine Absteige, aber zum schlafen reicht es alle Mal. Zufällig habe ich vor dem Hotel noch ein polnisches Paar getroffen, welche auch mit dem Rad unterwegs sind. Sie warteten allerdings gerade auf den Bus, welcher sie zur Küste bringen soll. Ich bin noch gemütlich durch die Stadt gelaufen und machte mich auf die Suche nach Internet, was praktisch unmöglich ist. Am Abend habe ich in einem Handyladen noch einen jungen Typen getroffen, welcher englisch sprach und er hat mich dann in sein verstecktes Netz eingeloggt. Morgen hole ich mir wahrscheinlich noch ein zweites Handy und eine iranische SIM Karte. Diese  sind mit rund 3 Dollar hier super billig und es soll dann auch möglich sein, dass ich über diese Karte ein Netzwerk aufbaue, um auch mit meiner CH Nummer und Laptop online zu sein.

 

22.5.17 Miyhane, 110km und 220hm

 

Heute früh habe ich zuerst einmal die SIM Karte geholt. Dafür brauch man im Iran den Pass, muss Fingerabdrücke geben, viele Kopien machen und es braucht vor allem Geduld. Die SIM Karte kostet rund 3 Dollar und dafür lohnt es sich doch, Geduld zu haben. Ebenfalls habe ich mir noch für rund 3 Dollar ein Datenpaket raufgeladen, damit ich jetzt besser online sein kann. Dann ging es los und es war heute ein recht guter Tag auf dem Fahrrad. Die meiste Zeit ging es durch ein schönes Tal und von rund 1800 Meter runter auf 1200 Meter. Es wurde auch zunehmend heisser und am Schluss war ich dann froh, ab und zu mal im Schatten zu pausieren. Immer wenn man irgendwo anhält in einem Dorf/Stadt, hat man sofort ein paar Leute um sich, die Fragen stellen. Aber alles sehr angenehm. Es werden dann meist noch Fotos gemacht und ab und zu gibt es auch noch ein kleines Geschenk, meist etwas zu essen. Am Nachmittag bin ich hier in der City angekommen und musste mich schon wieder um meine SIM Karte kümmern. Irgend etwas klappt da nicht...das nette Mädel an der Rezeption hat lange mit mir geredet und mir auch noch einen Zettel auf arabisch geschrieben, welchen ich im Handyladen zeigen kann. Dann gab es zuerst mal ne Dusche und ab in Richtung Handyladen. Hier kamen mir wieder die netten Iraner zu Hilfe. In einem Laden der nach Computer aussah, habe ich mein Problem erklärt und einer der Jungs hat mich mit dem Auto dann zum richtigen Ort gefahren. War dann doch nicht richtig und wir mussten weiter fahren. Dann endlich konnte mein Problem behoben werden nach wieder langem warten, Pass vorzeigen etc....ja es gab dann einfach ne neue SIM Karte und jetzt ist alles ok. Ich habe also rund 3 Dollar für das Datenpaket in den Sand gesetzt, für die Karte musste ich nichts bezahlen. Dies dauerte ungefähr 1 Stunde und er nette Typ vom PC Laden war die ganze Zeit mit dabei und hat mich dann noch zurück ins Hotel gefahren. Echt cool, die Jungs! Später beim Abendessen habe ich noch ein Eis spendiert gekriegt und nun kann ich mich endlich wieder mal an die Homepage ranmachen. 


18.5.17 Jolfa, 67km und 650hm

 

Puhhh, echt zu viel Wodka! Es war ein harter Tag und ich war froh, dass die an der iranischen Grenze keine Alkoholtest durchführen, sonst hätte ich die ersten Peitschenhiebe bekommen, bzw. wäre nicht ins Land gekommen. So verlief aber alles ganz gut und recht schnell und schon war ich drinnen im Iran. Es ging immer dem Grenzfluss entlang bis in die Stadt Jolfa. Ich hatte den ganzen Tag nen riesen Brand vom Wodka und trank etliche Liter Wasser. Dazu war es noch richtig heiss mit rund 32 Grad, aber das wird sich wohl die nächsten Wochen nicht mehr ändern. In Jolfa hatte ich bereits die ersten netten Begegnungen mit den Iranern, habe Gurke und Getränke bekommen. Im Stadtpark musste ich mich zuerst mal im Schatten hinlegen und ein wenig schlafen. Dann habe ich schon mal 50 Dollar gewechselt und habe jetzt ein volles Portemonnaie mit 100`000enden von Rial. An die Währung muss ich mich zuerst wieder gewöhnen. Gewöhnen muss ich mich auch, dass das Internet nicht mehr so funktioniert, wie wir es kennen. Google, Facebook, Wikipedia und noch viel mehr sind nicht abrufbar, bzw. nur mit einem VPN. Dieser verbindet mich über Umwege ins Net und es sollte trotzdem möglich sein, alles Seiten aufzurufen. Im ersten Praxistest funktioniert es nicht so gut, also vor allem extrem langsam. Ich weiss nicht, ob es an meiner Verbindung liegt, oder ob das nun so sein wird die nächsten Wochen.


 

 

 

 

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Mathias Jäger