29.6.19, Camping in Watten, Fr
Ich geniesse gerade meinen letzten Abend in Frankreich. Falls alles normal läuft bin ich morgen in Belgien, denn es sind nur noch ein paar wenige Km bis zur Grenze. Rund dreieinhalb Wochen bin ich nun hier in la France und irgendwie bin ich nicht so recht warm geworden mit den Franzosen. Schonmal natürlich diese Sprache, die ich seit der dritten Klasse lernen sollte, diese aber sehr wahrscheinlich vom ersten Tag an nicht gemocht habe. Leider zelebrieren die Franzosen ihre Sprache noch so gerne und es wird nichts anderes gesprochen als eben französisch. Ok, bei den jungen Leuten ändert es sich eventuell ein wenig und sie merken, dass man mit englisch doch besser vorankommt als nur francais. Ich muss sagen, ich habe sehr gute Leute getroffen, war sehr oft bei warmshower eingeladen und es waren durchwegs positive Erfahrungen und nette Abende. Ich habe vieles von Frankreich gesehen, grosse Städte wie Bordeaux und Nantes, aber vor allem auch viele kleine Dörfer, Felder und tolle Küstenabschnitte zum Schluss in der Normandie. Was die Franzosen gerne machen ist essen und das kam mir auch zugute. Zugegeben ist alles ein wenig Käselastig meines Erachtens und zum Nachtisch wäre mir in der Hitze ein Eis dann doch fast lieber…aber wie schon oft gelernt, andere Länder, andere Sitten. Schwierig war es für mich, mich wieder an den vielen Verkehr zu gewöhnen, wenn man nicht auf einem der zahlreichen Fahrradwege fahren kann. Vor allem aber auch, dass mich fast niemand mehr grüsst auf der Strasse, selbst in kleinen Dörfern. Das muss wohl an Mitteleuropa liegen nehme ich stark an und dies wird sich sehr wahrscheinlich nicht mehr ändern bis nach Hause. Schade, dass „wir“ so misstrauisch sind und dies anscheinend den Kindern direkt so beigebracht wird. „Trau keinen fremden, sprich nicht mit fremden und sei vorsichtig“ so kommt es mir vor. Gerne möchte ich auch ein wenig in die Nahe Zukunft blicken und euch erzählen, was so meine Pläne sind. Es geht nun nach Belgien, genau gesagt nach Brüssel. Den hier startet am 6./7. Juli die Tour de France und ich lasse mir dieses Ereignis nicht entgehen, wenn ich schon mal so nahe bin. Danach geht es weiter in Richtung Heimat von Moni, der Frau meines Bruders. Die kommt vom Niederrhein her und dort werden wir uns treffen so um den 10.7 rum. Dann kann ich endlich mal meine Nichte Romi(y)? sehen, welche kurz nach meiner Abfahrt vor rund 2.5 Jahren geboren ist. Ich weiss noch nicht genau wie meine Pläne danach aussehen, bzw. wie lange ich dort bleiben werde. Mal schauen was sich ergibt…um schon einmal weiter in die Zukunft zu blicken. Merkt euch in der Schweiz mal ein Datum, den 8. bzw. 9. November. Dann bin ich nämlich sage und schreibe 1000 Tage unterwegs und irgendwie fände ich es ein passendes Ereignis, um an diesem Tage nach Hause zu kommen. Lasst euch überraschen, ich mache es auch ;)
18.6.19 Nantes, Frankreich
Bereits seit über 10 Tagen bin ich nun in Frankreich und gerne berichte ich mal wieder wie es mir so ergeht. Ich bin definitiv wieder im „richtigen“, mir bekannten Europa angekommen und ich weiss noch nicht so recht, ob es mir wirklich gefällt. In Spanien war alles noch ein bisschen wilder, unkomplizierter und noch nicht so wie zuhause. Dies hat sich nun in Frankreich geändert. Ich merke, dass ich der Schweiz sehr, sehr nahe bin und ich theoretisch in ein paar wenigen Tagen schon zuhause sein könnte. Ich merke aber auch, dass ich dies noch gar nicht will und gerne die Zeit noch ein wenig heraus zögere. Es ist komisch, dass wieder alles so normal läuft wie ich es von der Schweiz auch gewohnt bin. Supermärkte mit genauen Öffnungszeiten, Sonntag ist fast alles zu. Der Verkehr läuft auf der einen Seite sehr geregelt, trotzdem ist es manchmal fast gefährlicher als in vielen anderen Ländern, da jeder denkt, er komme irgendwohin zu spät und muss mich unbedingt noch überholen. Es grüsst einem fast niemand auf der Strasse und wenn man Bonjour sagt, sind die meisten eher erstaunt. Ich habe noch nie so viele Radfahrer gesehen, wie die letzten 10 Tage hier. Überall sind alle unterwegs mit viel Gepäck, schönen Fahrrädern und dazugehörigem Material. Während man aber in anderen Ländern immer anhaltet und mit einander ein paar Worte wechselt, fährt man hier nur aneinander vorbei und grüsst (oder auch nicht). Es wäre aber auch nicht möglich, immer anzuhalten, da es wirklich alle paar Minuten zu einem Stopp kommen würde. Viele sind eher älteren Semesters und machen kleine Touren. Material haben die meisten aber mehr dabei als ich. Fast immer alles brandneu und nur vom feinsten. Also ist ja super, wenn die alles so unterwegs sind. Aber auch hier, sehr zurückhaltend und selten kommt man ins Gespräch. Was ich sehr schätze hier in Frankreich sind die Fahrradwege. Es ist super ausgeschildert und man kann fast immer abseits der Strassen fahren. Oft führen die Wege durch wunderschöne Landschaften, entlang dem Meer oder durch schöne kleine Dörfer. Die Strassen sind mal grottenschlecht und ich komme mir vor wie irgendwo in Armenien und dann wieder piekfeiner, neuer Belag für mehrer Kilometer. Ebenfalls schätze ich die einfache Versorgung mit Lebensmitteln. Besonders natürlich die ganzen Bäckereien mit frischem Brot und anderen Leckereien. Ein Traum für Radfahrer. Das ganze hat nur einen Haken, es kostet natürlich auch wieder ein wenig mehr als in Asien. Im Gegensatz zur Schweiz ist es aber immer noch recht günstig. Geschlafen habe ich die letzten Nächte immer auf Campings. Hier muss man ab und zu ein wenig länger suchen, da viele eher im oberen Preissegment angesiedelt sind. Da kann ein Camping dann schon mal 30. Euro! kosten. Das ist natürlich nichts für mich. Meist finde ich aber etwas so für Maximum 10. Euro und das ist es mir dann auch wert. Ich campe gerne wild, aber ich habe auch überhaupt nichts gegen einen schönen Camping mit Dusche, Grillstelle und evt. sogar noch Pool. Zurzeit bin ich in Nantes, wo ich wieder einmal ein richtiges Bett habe. Ich bin in einer WG mit sieben Leuten und eine davon ist auch Radfahrerin und auch „warmshower“ aktiv. Hier bleibe ich nun zwei Nächte, konnte wieder mal waschen und mich ausspannen. Dies mein Bericht über la france. Es ist alles schön und gut, aber so richtig happy bin ich noch nicht mit diesem Europa…